Wenn der Plan nicht funktioniert…

…ändere den Plan, aber niemals das Ziel!

Wie schief ein Plan laufen kann, musste ich die letzten Tage schmerzhaft erfahren. Kein Flug, kein Urlaub in Abu Dhabi, kein Ironman 70.3 Dubai… ohne Reisepass! Und nein, ein vorläufiger Reisepass reicht nicht aus, um in die Vereinigten Arabischen Emirate zu reisen.

Wochenlanges Training, Vorbereitung, Urlaub einreichen, Flug buchen etc. Freitag vor Abflug, Koffer packen, Katharina kommt noch kurz vorbei und checkt, ob ich alles habe: Einteiler, Helm, Radschuhe, Radklamotten, Schwimmzeug, Klamotten fürs Flugzeug, ach ja und hast du deinen Reisepass schon rausgelegt? Shit! In dem Moment ist mit klar, ich habe ein Problem. Ich habe einen Reisepass, ich weiß genau, wo der liegt, und ich weiß genau, der ist seit mehreren Jahren abgelaufen. Und ich habe seit Monaten nicht daran gedacht, nicht eine Sekunde. Als wäre da ein schwarzer Fleck in meinem Gehirn, wo andere Leute an ihren Pass denken.

Sofort durchforsten wir das Internet, die Ämter sind noch geöffnet, einen vorläufigen Reisepass bekommt man direkt ausgehändigt, das Problem: In die arabischen Emirate kann man nur mit einem ordentlichen Reisepass einreisen. Es gibt einen Express-Reispass, der soll bis Mittwochmorgen fertig und in Hamburg sein. Einen Unterschied, ob man diesen Freitagabend oder Montag früh beantragt soll es nicht geben. Also Termin für Montagmorgen 7:40 Uhr. Mein Fahrrad packen wir trotzdem ein. Ich will ja abreisebreit sein.

Fest steht, ich werde am Samstag nicht fliegen. Nach stundenlanger Warterei in der Hotline der Airline konnte ich immerhin den Flug stornieren und bekomme einen Teil erstattet. Am Samstagmorgen fahre ich nochmal zum Flughafen und versuche, bei der Bundespolizei etwas zu erreichen. Die Herren sind gar nicht kooperativ und haben noch weniger Mitleid. Nach dem Hinweis „Sie müssen einen Express-Reisepass beim Amt beantragen, das können Sie aber erst Montag.“ gebe ich die Hoffnung an diese Möglichkeit auf. Schönen Dank für nichts.

Am Sonntag kann ich hier nichts tun. Meine Freunde, die schon in Abu Dhabi sind (dort ist Sonntag ein Werktag), versuchen vor Ort irgendwas zu erreichen. Leider ohne Erfolg. Keine Ausnahmen für verplante Hobby-Sportler.

Montagmorgen, dann muss es eben der Express-Pass sein. Wenn der Mittwoch ankommt, kann ich abends fliegen und wäre Donnerstag, den 31. Januar in Dubai. 24 h vor Startschuss. Nicht optimal, aber möglich.

7:43 Uhr, Kundenzentrum Eimsbüttel. Der nette Mitarbeiter klärt mich auf, dass mein Pass dann Donnerstag da ist. Mit wird schlecht. Donnerstag? Das ist zu spät. Freitag hieß es, der wäre Mittwoch fertig, teile ich ihm mit. Er erinnert sich sogar, wir haben wohl Freitag schon telefoniert. Hilft mir aber auch nicht weiter. Den Pass persönlich in Berlin abholen kann ich auch nicht. Das läuft alles automatisiert. Dennoch zeigt er sich ein wenig kooperativ. Wir verabreden, dass ich später wiederkomme, um entweder den Express- oder den vorläufigen Reisepass zu beantragen. Ich rufe bei der arabischen Botschaft in Berlin an, um sicher zu gehen, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit gibt, mit vorläufigem Reisepass einzureisen.

Gibt es nicht. Also zurück zum Amt, den Express-Pass beantragen. Mit Glück kommt dieser Mittwoch statt Donnerstag an. Der Mitarbeiter vom Morgen ist gerade im Gespräch und verweist mich an seinen Kollegen mit den Worten ‚Reisepass, wird Mittwoch gebraucht, ist aber eigentlich erst Donnerstag da‘. Ich, völlig fertig, bitte ihn, ob er nicht doch noch in Berlin anrufen kann, um zu fragen, ob das mit dem Pass nicht irgendwie schneller geht… Er tut dies sogar, allerdings so, dass man die Frage nur mit ‚Nein‘ beantworten kann: „Es gibt DOCH KEIN schnelleres Verfahren, als den Express-Reisepass, oder?“ Nein, natürlich nicht. Wer so fragt, kann es auch gleich lassen. Also letzte Hoffnung, dass sich die Behörde selbst übertrifft und meinen Pass schon am Mittwoch bereitstellt. Der Mitarbeitet verabschiedet mich mit den Worten „Sie können Ihren Pass dann am Donnerstag ab 12 Uhr abholen, vielleicht auch schon eine Stunde früher.“

Ich hätte ihm am liebsten eine geknallt.

Montag und Dienstag also wieder warten. Ich schwanke stündlich, ob ich lachen oder weinen soll. Nichts selbst tun können ist ätzend. Ich halte mich an mein Training, versuche mich selbst zu überzeugen, nicht die Hoffnung zu verlieren.

Ich kann den Status meines Reisepasses online nachverfolgen. Mittwochmorgen verlässt dieser die Bundesdruckerei in Berlin. Per Kurier nach Hamburg? Das sollte ja im Laufe des Tages locker drin sein, oder nicht? Oder wird der per Post geschickt? Im Express-Verfahren gedruckt und dann mit der deutschen Post verschicken? Na dann gute Nacht.

Mittags rufe ich beim Kundenzentrum an und frage, ob der Pass eventuell schon angekommen ist, vielleicht kommt er ja einen Tag früher. „Der kommt erst am Donnerstag, das ist ja schon Express.“ Wahnsinn, was die Menschen so von sich geben. Von Freitagabend bis Donnerstagmorgen, geradezu berauschend schnell, dieser Express… Die Stunden vergehen und irgendwann weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich will. Die letzten Tage waren emotional sehr stressig. Reisepass da würde bedeuten: Flug buchen, ab zum Flughafen, über Nacht fliegen, ankommen, Rad aufbauen und quasi direkt einchecken, am nächsten morgen 7 Uhr Startschuss…puh. Ich würde es trotzdem machen. Ich möchte doch so gerne…

Um 19 Uhr machen die Ämter zu. Ich habe immer noch keinen Reisepass. Also kein Ironman 70.3 in Dubai für mich dieses Jahr. Ein bisschen habe ich mich darauf eingestellt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Ich habe mich wirklich sehr auf den Urlaub gefreut. Auf die Sonne und die warmen Temperaturen. Und auf den Wettkampf. Nach dem wochenlangen, guten Training hatte ich einfach richtig Bock, Gas zu geben, zu gucken, was ich kann. Das muss wohl noch ein bisschen warten. Die Planung läuft schon mal.

Auch wenn ich es nicht verstehe und immer noch die Fragen in meinem Kopf rotieren, glaube ich, dass es irgendeinen tieferen Sinn hat, dass ich nicht fliegen konnte. Trotzdem hätte ich es gerne anders gehabt und natürlich bin ich sehr traurig, dass es jetzt gar nicht mehr klappt. Ich kann es nicht mehr ändern und muss die Situation nehmen, wie sie nun einmal ist.

Fest steht: Das passiert mir nicht noch einmal.

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